Was bedeutet eigentlich „Bio-Anbau“?

Bio wird stets beliebter. Auf derselben Seite bleiben aber immer mehr Menschen mit Skepsis zurück. Denn was ist eigentlich Bio? Immerhin kommen ständig neue Reportagen auf, die beispielsweise eine Frucht, die um die halbe Welt verschifft wird und zuvor eher unter fragwürdigen Umständen gepflanzt wurde, beleuchten. Und auch diese Frucht kann, so die allgemeine Meinung, Bio sein. Aber was gilt bei Bio tatsächlich? Dieser Artikel schaut sich das Thema genauer an.

Bio Anbau Feld mit kleinen Pflanzen

Was macht eigentlich guten Bio-Anbau aus? Bildquelle: Adrian Infemus / Unsplash.com

Wann ist ein Anbau ein Bio-Anbau?

Fakt ist: Es gibt verschiedene Biostufen. Theoretisch könnte ein konventioneller Viehzüchter mit Massentierhaltung Bio-Äpfel vertreiben, die tatsächlich den Ansprüchen entsprechen. Es kommt also nicht unbedingt auf den Hof an, sondern auf die Einzelgebiete. Es gilt:

  • Ökologische Erzeugung – ein Lebensmittel darf dann den Zusatz Bio führen, wenn es zu mindestens 95 Prozent ökologisch erzeugt wurde.
  • EU-Öko-Verordnung – sie sagt klipp und klar aus, welche Zusatzstoffe und Aromen beispielsweise eingesetzt werden dürfen. Auch die Dünge- und Spritzmittel werden klar vorgegeben.
  • Abweichung – grundsätzlich dürfen Teile von Lebensmitteln als Bio bezeichnet werden. Wer beispielsweise ein Fertiggericht isst, welches nach biologischen Aspekten gewachsene Karotten enthält, wird in der Zutatenliste den Zusatz Bio finden. Er bezieht sich nun aber nur auf die Karotten, das Fleisch stammt aus konventioneller Haltung.

Vielfach geht es bei Bio nur um die Verwendung von Dünge- und Spritzmitteln. Wird das Thema faktisch aufbereitet, wird aber auch klar, dass die Düngung mit Gülle wenig ökologischen Nutzen hat, doch unter Bio fällt.

Für den Heimgebrauch gelten allgemein gelockerte Regeln, da diese Lebensmittel nicht in den Verkauf gehen. Wer also seine Tomaten auf der Terrasse hin und wieder mit nicht-bio-Kaffeesatz düngt, wird weiterhin ein Bioprodukt ernten. Dasselbe gilt, wenn Gemüse- und Obstpflanzen mit Essig-Spülmittel gespritzt werden. Anders verhält es sich mit der Nutzung spezieller Pestizide und Düngemittel, die tief in die Pflanze eindringen und auch auf der Oberfläche der Pflanzen oder in der Schale verbleiben. Ein solcher Apfel ist auch aus dem heimischen Garten nicht Bio. 

Wo Bio-Anbau besonders wichtig ist

Generell entscheidet mitunter die Frucht darüber, wie wichtig Bio eigentlich ist. Beispiele kennt jeder: Früchte mit einer harten Schale, die vor dem Verzehr ohnehin entfernt wird, sind natürlich weniger problematisch als Früchte, die im Ganzen verzehrt werden. Fakt ist: Die Schale einer Walnuss wird entfernt, die Erdbeere oder der Salat im Ganzen gegessen. Einige Beispiele:

  • Erdbeeren – wie viele andere Beeren werden Erdbeeren nicht geschält, sondern allenfalls abgewaschen. Viele Pestizide verbleiben nicht nur auf der Schale, sondern sie ziehen durch diese in die Frucht ein. Früchte mit weichen (essbaren) Schalen bieten eine wesentlich geringere Schwelle für Schadstoffe, sodass beim späteren Verzehr Rückstände der Dünge- und Spritzmittel aufgenommen werden können.
  • Salat und Kohl – mit der Ausnahme von Kohlrabi, der wiederum geschält wird, sind Salate und Kohlsorten sehr anfällig und nehmen Schadstoffe in die Frucht auf. Im Regelfall werden bei der Zubereitung nur die äußersten Blätter entfernt, wobei die Schadstoffe natürlich auch den Kern der Frucht erreichen.
  • Cannabis – Ob nun als CBD Tee oder als Öl – egal in welcher Form und Variante Hanf konsumiert wird, die Bio-Qualität ist besonders wichtig. Denn Blüten würden Pestizide aufweisen. Bei der Gewinnung von CBD wird zudem die gesamte Pflanze verwendet, damit das CBD extrahiert werden kann. Das Verfahren bietet keinerlei Möglichkeit, Pestizide oder Düngemittel aus dem Endprodukt zu filtern.

Letztendlich muss aber auch gesagt werden, dass der Gehalt an Rückständen bei allen Lebensmitteln deutlich und regelmäßig kontrolliert wird. Je nach Pestizid oder Düngemittel gibt es feste Richtwerte, die nicht überschritten werden dürfen. Die Klassifizierung in Bio und konventionell sagt also zuerst nichts über die Genießbarkeit des Lebensmittels aus, sondern über die Reinheit und die mit dem Anbau verbundenen ökologischen Folgen. Eine reine Bio-Avocado aus Mexiko ist ein ökologischer Graus, wenn 95 Prozent des vorhandenen Wassers nur für den Anbau genutzt wird und die Dörfer verdorren. Bio-Mandeln aus Kalifornien unterliegen derselben Kritik: Das wenige zur Verfügung stehende Wasser wird für die Plantagen genutzt. 

Wie kann ich Bio im eigenen Garten umsetzen?

Wer sich wirklich dem Bio-Anbau im eigenen Garten verschreibt, muss beispielsweise den herkömmlichen Saatguten aus dem Supermarkt abschwören. Die Hybridsorten mögen früchtereich sein, doch verdrängen sie sämtliche echten Gemüse- und Obstsorten. Und schon taucht ein Problem auf:

  • Bezug – wer die sogenannten »alten Sorten« wünscht, muss im Internet oder auf heimischen Bauernmärkten gut hinschauen. Die Samen werden übrigens nie für den Anbau verkauft, denn das ist faktisch nicht erlaubt. Im heimischen Garten können sie dennoch genutzt werden.
  • Wissen – die alten Sorten sind oft pflegeleichter als die modernen Hybridsorten. Dennoch ist ein wenig Wissen notwendig, um eine gute Ernte zu erhalten.

Der ideale Weg zum Bio-Anbau im Garten oder auf dem Balkon beginnt übrigens schon mit der Erde. Auch sie sollte Bio sein und somit auch keine beigefügten Düngemittel enthalten. Letztendlich würden diese schon dafür sorgen, dass das Produkt nicht unter die Klassifizierung hält. Trotzdem ist es daheim sehr simpel:

  • Dünger – ob Brennnesselwasser, Kaffee- und Teesatz oder Kartoffelwasser: Gute Düngemittel gibt es in jedem Haushalt und sie entsprechen der privaten Bio-Note. Tipp: Wer Gemüse ausliest, kann die abgenommenen Blattspitzen und Triebe klein schneiden und unter die Erde mischen.
  • Pestizide – sie sind ausgeschlossen. Allerdings darf natürlich auf Hausmittel zurückgegriffen werden, wobei nicht alle Hausmittel auch geeignet sind. Die Mischung aus Öl-Spülmittel-Essig ist beispielsweise bei Tomaten nicht geeignet, da sich das Öl auf der Frucht ablegt.

Generell darf aber gesagt werden, dass die meisten Früchte aus dem Eigenanbau zumindest der halbherzigen Bio-Definition entsprechen. Die wenigstens Gartenfreunde greifen zu Glyphosat. 

 
Bio-Lebensmittel lassen sich auch im eigenen Garten ziehen. Bildquelle: Tom Paolini / Unsplash.com

Fazit – Bio ist kompliziert

Eigentlich könnte alles so einfach sein. Die Definition von Bio-Lebensmitteln ist dabei durchaus klar geregelt, doch für den Verbraucher oft undurchsichtig oder unverständlich, da die ökologische Betrachtung oft unter den Tisch fällt. Im privaten Anbau sind die Regeln generell lockerer, da kein Verkauf geplant ist. Dennoch sollte auch nun genau hingeschaut werden, welche Düngemittel oder Spritzmittel genutzt werden. Übrigens: Auch Bio-Lebensmittel dürfen gespritzt werden, sofern das Mittel den Anforderungen entspricht.

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